Kopfschmerzen: Ursachen, Klassifikation, Selbstbehandlung und Hinweise, wann Sie den Arzt aufsuchen sollten
Die Ursachen von Kopfschmerzen sind vielfältig. Schließlich kennt
man heute über 200 verschiedene Kopfschmerzen. Grundsätzlich
unterscheiden Mediziner in gelegentlich auftretende und chronische
Kopfschmerzen. Letztere wiederum werden nach primären und sekundären
Kopfschmerzen unterschieden.
Die Ursachen gelegentlich auftretender Kopfschmerzen
Gelegentlich auftretende Kopfschmerzen sind meist sogenannte
Spannungskopfschmerzen,
die hauptsächlich von Stress verursacht werden. Ärger, Angst oder
Überanstrengung können ebenfalls zu Spannungskopfschmerzen führen. Auch
wer lange vor einem flimmernden Bildschirm und/oder in schlecht
beleuchteten oder schlecht belüfteten Räumen sitzt, kann schnell mal
Spannungskopfschmerzen bekommen. Sitzt man zudem noch ungesund, also
nicht ergonomisch optimal, fördert dies die Entwicklung der
Kopfschmerzen zusätzlich. Mangelnder Schlaf und plötzliche
Wetterumschwünge sollen ebenfalls Auslöser von Spannungskopfschmerzen
sein, sagen Experten. Ungesunde Ernährung und ein Vitalstoffdefizit
haben häufig auch Kopfschmerzen zur Folge. Auch ein Orgasmus kann
Kopfschmerzen verursachen, sogenannte
Sexual- oder Sexkopfschmerzen.
Zyklusbedingte
Schwankungen im Hormonhaushalt führen bei Frauen häufig zu
Kopfschmerzen. Als klassischer Auslöser für Spannungskopfschmerzen gilt
schlicht und einfach auch ein Flüssigkeitsmangel. Oder der Genuss der
„falschen“ Flüssigkeit: Sekt, Rotwein, Kaffee, Schwarzer Tee, Cola,
sogenannte Energy Drinks oder Kakao. Ebenso kann Rauchen Kopfschmerzen
auslösen. Ursachen von Spannungskopfschmerz sind zudem
Muskelverspannungen,
vor allem der Muskulatur im Nacken, außerdem Infektionen wie sie bei
einem grippalen Infekt auftreten und Entzündungen von Zähnen und
Zahnfleisch, von Nasennebenhöhlen oder Ohren.
Chronische Kopfschmerzen und ihre Ursachen
Primäre Kopfschmerzen: Der Kopfschmerz ist die Krankheit
Von primären Kopfschmerzen sprechen Mediziner, wenn die Kopfschmerzen sehr oft vorkommen oder wenn diese über einen längeren Zeitraum
anhalten. Der Kopfschmerz selbst ist dann die (Grund)Krankheit. Er
tritt also nicht infolge einer anderen Erkrankung auf. Beispiele für
solche primären chronischen Kopfschmerzen sind:
- Migräne und andere vaskuläre Kopfschmerzen,
- Spannungskopfschmerzen,
- Clusterkopfschmerzen und andere trigemino-autonome Kopfschmerzerkrankungen,
- einseitiger Dauerkopfschmerz (Hemicrania continua),
- neu aufgetretener Kopfschmerz und
- andere primäre Kopfschmerzen.
Sekundäre Kopfschmerzen: Der Kopfschmerz ist Folge einer Krankheit
Sekundäre (auch symptomatische) chronische Kopfschmerzen entstehen mitunter bei oder auch von der Einnahme von Medikamenten oder sind Begleiterscheinung einer anderen Krankheit. Zu solchen sekundären Kopfschmerzerkrankungen zählt laut Experten:
- Kopfschmerz,
der auf eine Kopf- und/oder Verletzung der Halswirbelsäule wie
Schädelhirntrauma oder Gehirnerschütterung zurückzuführen ist.
- Kopfschmerz,
der aufgrund von Gefäßstörungen im Bereich des Kopfes oder des Halses,
zum Beispiel Schlaganfall (Apoplex), vorkommt.
- Kopfschmerz, der
aus einer nicht gefäßbedingten Hirnschädigung herrührt, zum Beispiel
von einem Gehirntumor, Durchblutungsstörungen und Hirnblutungen.
- Kopfschmerz,
der von einer speziellen Substanz wie Schmerzmittel, Nitrate, Östrogene
zur Verhütung und andere oder vom Entzug derselben verursacht wird.
- Kopfschmerz, der aufgrund einer Infektion wie Hirnhautentzündung (Meningitis) oder Gehirnentzündung (Enzephalitis) entsteht.
- Kopfschmerz, der durch eine Blutgerinnungsstörung hervorgerufen wird.
- Kopf-
oder Gesichtsschmerz, der sich auf Erkrankungen des knöchernen Schädels
sowie des Halses, der Augen, der Ohren, der Nase, der Nebenhöhlen, der
Zähne, des Mundes oder anderen Gesichts- oder Schädelstrukturen
zurückführen lässt.
- Kopfschmerz, der in psychiatrischen Störungen (psychogener Kopfschmerz) begründet ist.
Verschiedene Allgemeinerkrankungen können ebenfalls mit Kopfschmerzen einhergehen. Dazu zählen laut Experten:
- niedriger Blutdruck oder Bluthochdruck
- Allergien
- Blutarmut (Anämie)
- Vergiftungen
- Medikamentenmissbrauch
Kopfschmerzen - eine Klassifikation der Kopfschmerzen
Laut der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) leiden etwa 90 Prozent der Menschen mit Kopfschmerzen entweder an Migräne oder an sogenannten Spannungskopfschmerzen.
Primäre und sekundäre Kopfschmerzen
Beide Schmerzformen zählen zu den primären Kopfschmerzformen und können auch in Kombination auftreten. Weitere primäre Kopfschmerzen sind der sogenannte Cluster-Kopfschmerz und der von einer Medikamenteneinnahme herrührende Kopfschmerz. Nach heutigem wissenschaftlichen Stand der Erkenntnis weiß man die Ursache für solche primären Kopfschmerzen noch immer nicht genau. Fakt ist: Der Schmerz selbst ist die Erkrankung, er ist nicht die Folge einer Erkrankung. Deshalb spricht man hier auch von „echten“ Kopfschmerzen. Die Neigung zu primärem Kopfschmerz wird laut Experten vererbt.
Erwiesen ist inzwischen auch, dass Frauen eher Migräne-Attacken bekommen, Männer eher an Cluster-Kopfschmerzen leiden.
Dem gegenüber stehen sekundäre Kopfschmerzen, also solche, die als Begleiter einer anderen Erkrankung auftreten, zum Beispiel infolge einer Verspannung auf Grund einer Zahn- oder Kieferfehlstellung oder infolge von hohem Blutdruck.
Die Kopfschmerzklassifikation der International Headache Society (Quelle: Ärzteblatt)
Idiopathische Kopfschmerzerkrankungen:
- Migräne
- Kopfschmerz vom Spannungstyp
- Clusterkopfschmerz und andere trigeminoautonome Kopfschmerzerkrankungen
- andere primäre Kopfschmerzen
Symptomatische Kopfschmerzerkrankungen, also Kopfschmerzen zurückzuführen auf:
- ein Kopf- und/oder Hals-Wirbel-Säulen-Trauma
- Gefäßstörungen im Bereich des Kopfes oder des Halses
- nichtvaskuläre intrakranielle Störungen
- eine Substanz oder deren Entzug
- eine Infektion
- eine Störung der Homöostase (Stoffwechselerkrankungen)
- Erkrankungen des Schädels sowie von Hals, Augen, Ohren, Nase, Nebenhöhlen, Zähnen, Mund oder anderen Gesichts- oder Schädelstrukturen
- psychiatrische Störungen (Somatisierungsstörungen, psychotische Störungen)
- kraniale Neuralgien und zentrale Ursachen von Gesichtsschmerzen
- nicht klassifizierbare Kopfschmerzen
Kopfschmerzen selbst behandeln
Der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) zufolge könnten Patienten Migräne und Spannungskopfschmerzen selbst behandeln. Die Experten der DMKG empfehlen von den in Deutschland zur
Selbstmedikation von Kopfschmerzen verfügbaren Wirkstoffen
beziehungsweise Wirkstoffkombinationen allerdings nur wenige.
Selbstmedikation von Migräne und Spannungskopfschmerzen
Bei Migräne
empfiehlt die DMKG als Mittel der 1. Wahl Acetylsalicylsäure (ASS), gefolgt
von Ibuprofen, Paracetamol sowie einer Kombination aus
Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Koffein.
Bei Kopfschmerzen des Spannungstyps
wird von der DMKG als Mittel der 1. Wahl ebenfalls Acetylsalicylsäure
empfohlen, gefolgt von Ibuprofen sowie einer Kombination aus
Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Koffein. Paracetamol ist hier
demnach Mittel der 2. Wahl.
Besonders bedeutsam für die
Selbstmedikation sei der DMKG zufolge die Einhaltung des
bestimmungsgemäßen Gebrauchs der angewandten Arzneimittel und die
Beachtung der Grenzen der Selbstbehandlung von Kopfschmerzen.
Aspirin, Paracetamol, Ibuprofen & Co. - wichtige Mittel gegen Kopfschmerzen
Die vier bekanntesten Schmerzmittel gegen Kopfschmerzen, die als
Zäpfchen eingeführt oder als Tablette eingeworfen werden, sind
Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Ibuprofen sowie Propyphenazon.
Acetylsalicylsäure (ASS)
ASS
werde laut Experten vor allem bei Entzündungsschmerzen eingesetzt, da
sie entzündungshemmend, fiebersenkend und auch schmerzstillend wirke.
ASS hemme die Bildung bestimmter Gewebshormone, sogenannte
Prostaglandinen, die verschiedene Funktionen im Körper ausüben, unter
anderem verursachen sie typische Entzündungssymptome, zum Beispiel
Rötung, Schwellung und Schmerz. Doch auch wenn ASS zu den ältesten
bekannten heute noch angewendeten Schmerzmitteln gehöre, müsse man
wissen, dass mit der gehemmten Bildung der Prostaglandine auch der
natürliche Selbstschutz des Magens behindert werde. Insbesondere bei
hoher Dosierung und häufiger Einnahme von ASS könnten Magen und Darm mit
regelmäßigen Problemen reagieren.
Paracetamol
Paracetamol
wirke vor allem schmerzstillend und auch fiebersenkend, da es direkt
ins Wärmezentrum eingreift. Gegen Entzündungen dagegen zeige Paracetamol
laut heutigem Wissenstand keine nennenswerte Wirkung. Der eigentliche
Wirkmechanismus von Paracetamol, der den Schmerz stillt, sei bisher
nicht eindeutig geklärt. Experten bescheinigen Paracetamol eine ähnliche
Wirkweise wie ASS. Paracetamol sei bei optimaler Dosierung sehr gut
verträglich und habe kaum Nebenwirkungen. Aber: Bei zu hoher Dosis kann
die Leber geschädigt werden.
Koffein
Koffein
könne laut Fachwelt die Wirkung einer ASS-Paracetamol-Kombination
verstärken. Doch nicht nur das: Koffein verenge die Hirngefäße und
leiste so bei bestimmten Kopfschmerzarten (zum Beispiel Migräne) seinen
eigenen Beitrag zur Schmerzlinderung.
Ibuprofen
Ibuprofen
habe Experten zufolge entzündungshemmende, schmerzstillende sowie
fiebersenkende Eigenschaften. Häufig werde der Wirkstoff bei der
Therapie entzündlicher Erkrankungen sowie zur kurzfristigen Behandlung
leichter bis mäßig starker Schmerzen eingesetzt. Ibuprofen zähle zu den
besser verträglichen sogenannten NSAR (nicht-steroidale
Anti-Rheumatika). Vorsicht: Eine längere Anwendung oder bei einer
Überempfindlichkeit könne Ibuprofen Beschwerden im Magen und/oder Darm
verursachen.
Kombinationspräparate
Das Ziel
sogenannter Kombinationspräparate ist die Reduktion der Dosierung der
Einzelwirkstoffe. Diese Reduktion senke dosisabhängige Nebenwirkungen
und trage entscheidend zur Verbesserung der Verträglichkeit bei, sagen
Experten. Dies seien Gründe, warum die Fachgesellschaften in Deutschland
(Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, Deutsche Gesellschaft
für Neurologie) und den USA (US Headache Consortium) bestimmte
Kombinationspräparate (ASS + Paracetamol + Koffein) als Mittel der
ersten Wahl empfehlen.
Kopfschmerzen - wann Sie den Arzt aufsuchen sollten
Auch
wenn bei Kopfschmerzen der Griff zu Kopfschmerztabletten mit Wirkstoffen wie Aspirin & Co. aus der Apotheke schnell für
Abhilfe sorgen kann, sollten Sie sich dies nicht zur Gewohnheit werden lassen.
Achten Sie darauf, wann und wie häufig Sie Kopfschmerzen bekommen. Es gibt konkrete Anhaltspunkte, die für den
Besuch eines Arztes sprechen. Die Deutsche Migräne- und
Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) empfiehlt dies insbesondere dann, wenn …
- die Kopfschmerzen täglich oder fast täglich auftreten.
- die
Kopfschmerzen mit weiteren Symptomen wie Lähmungen, Gefühls-, Seh-,
Gleichgewichtsstörungen, Augentränen oder starkem Schwindel einhergehen.
Auch wenn solche Kopfschmerzen im Allgemeinen durchaus harmlos sind,
sollte eine genaue ärztliche Abklärung erfolgen.
- die
Kopfschmerzen mit psychischen Veränderungen wie Störungen des
Kurzzeitgedächtnisses oder Störungen der Orientierung zu Zeit, Ort und
Person einhergehen.
- die Kopfschmerzen erstmals im Alter von über 40 Jahren auftreten.
- Kopfschmerzen in ihrer Intensität, Dauer und/oder Lokalisation unüblich sind.
- die Kopfschmerzen erstmals während oder nach körperlicher Anstrengung auftreten, sehr stark sind und in den Nacken ausstrahlen.
- die Kopfschmerzen von hohem Fieber begleitet sind.
- die Kopfschmerzen nach einer Kopfverletzung, zum Beispiel einem Sturz auftreten.
- die Kopfschmerzen trotz Behandlung an Häufigkeit, Stärke und Dauer zunehmen.
- die Kopfschmerzen zusammen mit einem epileptischen Anfall und Bewusstlosigkeit auftreten.
- die Kopfschmerzen nicht mehr auf die bisher wirksamen Medikamente ansprechen.
Kopfschmerzen: Bei Zweifel besser gleich zum Arzt
Grundsätzlich gelte demnach bei Kopfschmerz: Im Zweifelsfall sollte immer ein Arzt zu Rate gezogen werden, wobei in der Regel der Hausarzt, der den Patienten kennt, der beste Ansprechpartner sei.
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